Wenn man sich die Entkultivierung in überlaufenden Großstädten wie gerade Berlin anschaut, wo man teilweise schon nicht mal mehr in der Landessprache nach dem Weg fragen kann und mehr Farbige sieht als Weiße, dann erfreut es das Herz eines Menschen umso mehr, wenn man in deutschen Kleinstädten Kultur, Geschichte und Heimat mit jedem Atemzug einsaugen und quasi greifen kann.
Titelbild: Burg Eisenhardt in Bad Belzig Innenhof Süd © Stefan Raven
Am 1. Weihnachtstag, der sogenannten 1. Raunacht im Brauchtum unserer Väter und Mütter, besuchte ich Bad Belzig im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Das kleine Städtchen hat gerade mal etwas mehr als 11.000 Einwohner. Die Straßen sind teilweise eng, Straßenverkehr gibt es hauptsächlich auf den wenigen Hauptstraßen. Kopfsteinpflaster so weit das Auge reicht. Fußwege scheinen noch nicht überall angekommen zu sein. Aber die sind auch gar nicht überall nötig, so scheint mir. Das wird die gutmütige Rentnerin am Stadtrand sicherlich anders sehen, aber seien ihr die geplanten Bürgersteige gegönnt. Das nimmt dem wunderschönen Städtchen kein Stück seines Charmes.

Der Krieg scheint an der heutigen Kreisstadt vorbeigezogen zu sein, vieles ist aus den vorherigen Jahrhunderten sehr gut erhalten. Der historische Stadtkern mit seinen kleinen charmanten Häusern scheint dem Traum der deutschen Poesie entsprungen zu sein. Auch, dass manchen Gebäuden an einigen Ecken schon der Zahn der Zeit zu schaffen macht, erhöht das nur deren historischen und kulturellen Wert. Auch stehen ein paar Häuser leer, sind recht heruntergekommen. Da kann man nur hoffen, dass der zukünftige Bewohner ein ähnliches nostalgisches Empfinden hat wie ich und restauriert, statt abreißt und drüber baut.

Direkt südlich des historischen Stadtkerns liegt die Burg Eisenhardt. Trotz der Nähe zum historischen Stadtkern, schließt sich direkt hinter der St. Bricciuskirche, 50 Meter südwestlich der Burg, ein ausgedehntes Waldstück an. Das erhöht den heimatlichen Wert dieser Anlage, denn die Wälder sind das kulturelle Herz der Germanen. Obwohl die Geschichte Belzigs schon viel älter ist, ließ erst im Hochmittelalter Graf Siegfried von Belzig die massive gebaute romanische Steinburg auf dem Bricciusberg erbauen. Von den künftigen Burgherren wurde diese dann massiv erweitert. Viel von diesem ursprünglichen romanischen Charme ist bis heute unverändert erhalten geblieben. Heute beherbergt die Burg neben anderem ein Heimatmuseum, eine Außenstelle des Standesamts der Stadt Bad Belzig, eine Bibliothek mit Schwerpunkt auf die Burggeschichte sowie ein Hotel. Seit 1998 spielt die Band Keimzeit regelmäßig im Sommer auf dem Innenhof der Burg Open-Air-Konzerte.

Ich möchte jedem, der sich die Zeit nehmen möchte, die kleinen Orte in unserem schönen Land zu besuchen, empfehlen, auch in Bad Belzig Halt zu machen und dabei auch unbedingt die alte romanische Burg Eisenhardt zu Besuchen. Man hat eine wunderschöne Aussicht über die Stadt und das umliegende Fläming. Die einzigen drei linken Aufkleber der Stadt wurden bei meinem heutigen Rundgang auch überklebt, so dass man ungestört die Kultur und Geschichte genießen kann.
