Bereits vor Corona erreichte die Vollzeitbeschäftigung in Deutschland einen neuen Tiefstand. Nun wird nach Anhaben der Bundesregierung durch ausländische Gastarbeit der Anteil an deutschen Mitarbeitern in Vollzeitbeschäftigung auch noch durch Niedriglöhne abgesenkt.
So teilte die Bundesregierung am 26. September 2020 mit: “Im Dezember 2019 sind knapp 21 Millionen deutsche Staatsangehörige sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigt gewesen sowie rund drei Millionen Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit. Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (19/22312) auf eine Kleine Anfrage (19/21635) der AfD-Fraktion. In der Antwort heißt es unter Bezugnahme auf Daten der Bundesagentur für Arbeit weiter, dass im Dezember 2019 rund drei Millionen Personen mit einer deutschen Staatsangehörigkeit ein Bruttoarbeitsentgelt im unteren Entgeltbereich erzielt hätten. Dies entspreche einem Anteil von 16 Prozent an allen deutschen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten der Kerngruppe. Bei den Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit seien es eine Millionen beziehungsweise 37 Prozent gewesen.”
Die Westdeutsche Zeitung schrieb bereits Mitte 2019 dazu: “Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat sich nach einer unserer Redaktion vorliegenden Datenübersicht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in den letzten fast drei Jahrzehnten stark gewandelt. Gab es 1991 noch 28,9 Millionen Vollzeitbeschäftigte, so waren es 2018 nur noch 24,7 Millionen. Parallel dazu ist in diesem Zeitraum die Zahl der Teilzeitbeschäftigten deutlich von 6,3 auf 15,9 Millionen gestiegen. Aktuell gibt es demnach insgesamt 40,6 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland. Das sind rund 5,4 Millionen mehr als kurz nach der deutschen Wiedervereinigung, die im Osten zunächst mit massiven Arbeitsplatzverlusten verbunden war.”
Enzo Weber, Wirtschaftswissenschaftler am IAB, verwies im Gespräch mit der WZ-Redaktion darauf, dass die Zahl der Vollzeitbeschäftigten in letzter Zeit allerdings wieder deutlich zugenommen habe. Wie sich aus der Antwort der Bundesregierung nun aber ergibt, stimmt diese Information nicht. Den Rückgang der Vollzeitbeschäftigten argumentierte der Wissenschaftler damals damit, dass immer mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt strömen würden und diese eher Teilzeitstellen annehmen würden. Die Kuriosität dieser Aussage ist der Westdeutschen Zeitung damals offenbar nicht aufgefallen. Denn man sprach im Artikel nicht von prozentualen Angaben, sondern von totalen Zahlen. Wenn dort ein Zusammenhang bestehen würde, könnte dieser aus rationaler Sicht allenfalls so lauten, dass Teilzeitstellen die Vollzeitstellen ersetzen und das Drängen der Frauen auf den Arbeitsmarkt, von dem Weber spricht, zum Abbau der Vollzeitstellen führt. Ob seine Behauptung nun Quatsch ist oder versteckter Chauvinismus lässt sich nicht sagen. Richtig ist aber, dass bei Vollzeitstellen durch alle möglichen Tricks und Gesetzeslücken am Gehalt gespart wird. Sei es durch den Missbrauch von Zeitarbeitsfirmen, dem Missbrauch von Tochterunternehmen oder den Einsatz ausländischer Arbeitskräfte, die bereit sind, für ein kleineres Gehalt zu arbeiten.
So teilte die Bundesregierung in selber Pressebenachrichtigung mit: “Rund 10,8 Millionen Vollzeitbeschäftigte der Kerngruppe haben 2019 ein Bruttomonatsentgelt unterhalb des bundesweiten Medianentgelts (3.401 Euro) erzielt. Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (19/22109) auf eine Kleine Anfrage (19/21578) der AfD-Fraktion. Demnach waren es im Jahr 2010 rund 9,9 Millionen, die weniger als das Medianentgelt verdienten. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten der Kerngruppe, die ein Bruttomonatsentgelt unterhalb des bundesweiten Medianentgelts erzielten, betrug laut Bundesregierung jeweils 50 Prozent.”