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Verschiedene Medien – vor allem Regierungsnahe – haben in den letzten Tagen teils unabhängig voneinander berichtet, dass die Gasreserven in Deutschland unter der kritischen Marke lägen. Wir fassen zusammen, berichten, was die Medien weggelassen haben und was das nun für uns bedeutet.

Etwa 10 bis 20 % der nötigen Gasreserven kann Deutschland aus eigener Kraft produzieren. Den Rest importiert es. Davon kommen 88 Prozent des Erdgases aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Energieversorger hätten bereits gewarnt, dass noch in der laufenden Heizperiode ein Notstand eintreten könnte. Aktuell sind die Speicher zu 37 % des Gesamtvolumens gefüllt, was zu wenig ist. Dennoch ist die Zahl immer noch höher als die vor allem auf Telegram falsch kursierende Zahl von 16 %.

Von Seiten der EU-geprägten Medien heißt es, dass Putin seinem Versprechen hinterherläuft, die Gasspeicher in Deutschland stärker aufzufüllen. Man wirft dem russischen Staatspräsidenten vor, dass er auf diese Weise eine schnellere Inbetriebnahme von Nord-Stream-2 erzwingen wolle. Der derzeit niedrige Füllstand wirkt sich auch auf die Gaspreise auf, wie Check24 verglichen hat. Demnach kostete eine Megawattstunde Erdgas zuletzt gut 81 Euro, vor einem Jahr waren es nur knapp 14 Euro. So gibt es nach Informationen von Forbes derzeit auch schon einzelne Gasanbieter, die derzeit keine neuen Kunden aufnehmen. 5 % des Gaspreises wird von der CO2-Steuer bestimmt.

Gründe für die hohen Gaspreise gibt es viele. Irgendwelche Machtspiele von Putin gehören unserer Recherche nach aber nicht dazu. So kommt es zum einen gerade zu einer weltweit höheren Nachfrage, nachdem durch die Corona-P(l)andemie große Teile der weltweiten Wirtschaft heruntergefahren wurden. Auch China benötigt als größter Wachstumsmarkt immer mehr Gas. Deutschland hat es nach dem Winter 20/21 versäumt, diese Speicher wieder aufzufüllen. Auch wird durch den Klimairrsinn – vor allem in Ländern wie Deutschland – Gas zunehmend für die Stromproduktion benötigt, womit die Nachfrage weiter steigt. Auch die oben genannte CO2-Steuer trägt erheblich zur drastischen Preissteigerung bei.

Die Gaslieferanten sehen aber noch keine Gefahr für Privatverbraucher. Bevor die Wohnungen kalt bleiben, würde man Industriekunden abschalten. Aber auch hiervon sei man trotz eines historische Tiefstandes noch weit entfernt, denn die einzelnen Netzwerke innerhalb der EU seien gut vernetzt, heißt es.

Putin selbst hat sich auf der Jahrespressekonferenz im Dezember 2021 zu den Gasvorwürfen aus der EU geäußert. Das Gas, welches über die sogenannte Jamal-Europa-Pipeline von Russland über Weißrussland, nach Polen und schließlich nach Deutschland geliefert wird, läuft auch Hochtouren, es kommt jedoch nicht an. Der Grund ist aber nicht in Russland zu suchen, sondern in den USA und in Polen. Polen setzte wirtschaftlich auf Flüssiggas, bezog dies aus den USA. Doch diese schickten es nicht nach Polen, sondern nach China und andere asiatische Länder, wo die Preise aktuell noch höher liegen als in Deutschland. In Polen herrscht also Gasmangel.

Meldungen, dass Russland kein Gas an Deutschland liefert, gibt es dagegen keine, die Verträge werden alle erfüllt. Und was macht die Deutsche Regierung? Eine Antwort finden wir in einem Spiegel-Artikel, in dem es heißt: „Am Morgen wurde an der Verdichterstation Mallnow (Brandenburg) – wie bereits an neun Tagen Anfang November – Gas in die entgegengesetzte Richtung nach Polen gepumpt.“ Deutschland, welches also zu wenig Gas bestellt hat und offenbar zu wenig Gas für den Winter hat, liefert Gas also nach Polen, anstatt es von dort zu erhalten.

Die Gewinner sind aktuell die Gasimporteure. Sie kaufen den Kubikmeter Gas für weniger als 300 US-Dollar ein und verkaufen ihn für aktuell über 2.000 Dollar. Ebenfalls schein sich die Ukraine an dem Gas zu bereichern. Denn die Mengen, so Putin, die Polen gerade an Gas bekommt, umfasst genau den Mengen, die eine Gaspipeline zwischen Polen und der Ukraine fasst. Die Ukraine benötigt derzeit dringend Gas, weil die Speicher letztes Jahr nicht mit eigenem Gas befüllt wurden. Wenn man also ein Land wegen des niedrigen Gasstandes kritisieren möchte, dann sollte man nicht Russland wählen, sondern die Ukraine. Vor allem aber sollte man seine eigene Regierung befragen. Warum fragen Journalisten hier nicht nach? Warum wird kein Druck aufgebaut? Warum demonstriert niemand wegen der Gaspreise?

Vladimir Putin sagte dazu: „Ich habe bereits auf verschiedenen Veranstaltungen, auch auf internationalen Veranstaltungen, erwähnt, dass zum Beispiel amerikanische Lieferanten erhebliche Mengen, ich glaube 14 Millionen Tonnen Flüssigerdgas, vom europäischen Markt genommen und auf Premiummärkte umgeleitet haben. Zunächst nach Lateinamerika, nach Brasilien und dann nach Asien: China, Südkorea, Japan. Weil die dort mehr bezahlen. Die Europäer dachten, sie wären ein Premiummarkt – nein! Das hat sich auch an anderen Stellen gezeigt. Die Preise sind in die Höhe geschnellt. Es gibt viele Faktoren: ungünstiges Wetter, ein langer, kalter Frühling in diesem Jahr, sie haben zu wenig in die Gasspeicher gepumpt, die Windkraftanlagen haben nicht gearbeitet. All das hat das Defizit verursacht.“

Weiter sagt der russische Präsident: „Sie haben gerade die Jamal-Europa-Pipeline erwähnt. Ich sehe diese Vorwürfe gegen Russland und Gazprom, dass Gazprom den zweiten oder dritten Tag in Folge über diese Route keine Kapazitäten für Gaslieferungen nach Europa gebucht hat, über Jamal-Europa. Wie ekelhaft das ist, wie soll ich es sagen… Na gut. Das sprengt einfach den Rahmen. Schließlich hat Gazprom diese Kapazitäten nicht gebucht, weil seine Vertragspartner und Unternehmen, vor allem die deutschen und französischen, die über diese Route Gas kaufen, keine Bestellungen abgegeben haben. Was soll Gazprom transportieren, wenn keine Bestellungen vorliegen? Was haben die begonnen zu tun? Sie haben auf dieser Strecke von der BRD nach Polen in den Revers geschaltet und pumpen seit einigen Tagen Gas von der BRD nach Polen.“

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4 Gedanken zu „Leere Gasspeicher: Lügen über Putin und wie Deutschland Gas nach Polen pumpt“

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